Er lebt ein Leben, von dem viele träumen: der YouTuber Kalle Flodin lebt in Nordschweden in einer kleinen Holzhütte mitten im Wald. Vor drei Jahren zog es ihn aus der Großstadt Stockholm in den Norden, wo er eine Hütte kaufte und renovierte.
Seitdem lebt er dort ein einfaches, minimalistisches Leben. Auf YouTube zeigt er, dass aber nicht alles so romantisch ist, wie es oft aussieht.
Eine Holzhütte im schwedischen Nirgendwo
Ein riesiger Berg voller Holz liegt auf der Wiese, die der Herbst schon mit bunten Blättern bedeckt hat. In Gummistiefeln, Arbeitshose und Wollpullover läuft Kalle Flodin ins Bild und zieht die weiße Plane vollständig von dem Holzstapel. „Eigentlich sollte ich das alles selbst gespalten haben, aber ich habe einfach aufgegeben und es gekauft“, sagt er und kniet sich neben den Holzhaufen und blickt in Richtung der Kamera. „Wir alle nehmen manchmal eine Abkürzung im Leben“, kommentiert er.
Für Kalle war das, das Feuerholz in diesem Jahr zu kaufen. Verständlich, wenn man bedenkt, was er noch alles zu tun hat. Mitten im Wald im Norden Schwedens lebt der YouTuber, Filmemacher und Podcaster Kalle Flodin. Vor drei Jahren tauschte er sein Leben in der schwedischen Hauptstadt Stockholm gegen ein einfaches Leben auf dem Land, in einer hölzernen Hütte im Wald. Seit einem Jahr teilt er sein Leben auf YouTube und Instagram, inzwischen hat er mehrere Tausend Abonnenten.
„Die Realität zu dem einfachen Leben, an das viele denken, ist aber ganz anders“, sagt er. Genau das möchte er in seinen Videos auch zeigen. Kalle sitzt jetzt im Wohnbereich der Hütte. Er trägt eine dunkelblaue Strickmütze und einen Kapuzenpullover in einem etwas helleren Blau. An der dunklen Holzwand hinter ihm steht ein Regal voll mit den frisch gelieferten Holzscheiten. Der Wohnraum ist in ein warmes Licht getaucht, auf dem Esstisch stehen ein Kerzenleuchter, eine Vase mit Wildblumen und noch übrig gebliebenes Geschirr vom Frühstück. Gemütlich sieht es aus. Bis es so werden konnte, hat es lange gedauert.
„Im ersten Winter waren hier drinnen minus 25 Grad und ich hatte sehr viele Schichten Kleidung an“, erinnert sich Kalle. Grinsend dreht er sich um und deutet auf die Wand hinter sich. „Jetzt haben wir einen Heizlüfter, dadurch ist es viel besser“, ergänzt er.

Das Leben vor dem Einzug in die Holzhütte
Der erste Winter, das war der Winter 2018. Eine Rückblende, was zuvor passierte. Kalle, damals Mitte 20, lebt in Stockholm, gemeinsam mit seiner damaligen Freundin. Er arbeitet in einem Tonstudio, produziert Jingles und Sounds und träumt davon, irgendwann einmal aus der Stadt wegzuziehen aufs Land. Er schreibt sogar darüber, wie schön es wäre und nutzt seine freie Zeit immer öfter um draußen zu sein, wandern und laufen zu gehen.
Je länger er in der Stadt lebt, desto mehr spürt er, dass ihm das Leben dort nicht guttut. „Ich bin sehr lautempfindlich“, erklärt er. Die Arbeit in dem Tonstudio gefällt ihm zwar, „aber der Lärm in der Stadt war schlimm für mich.“ Dazu kommt, dass das Studio in einem Keller liegt. „Ich habe den ganzen Tag lang den Himmel nicht gesehen“, erinnert er sich. Später arbeitet er im Verkauf, steht von 9 bis 17 Uhr in einem Laden und verkauft Dinge, die man nicht braucht, sagt er.
Der Konflikt in ihm, der Wunsch nach etwas anderem, nach mehr Natur und mehr Freiheit wird immer größer. „Es hat sich angefühlt, als würde ich ein Doppelleben führen“, versucht Kalle seine damalige Situation in Worte zu fassen. Wenn er spricht, gestikuliert er mit den Händen. Ruhig und kontrolliert und dennoch gibt er seinen Aussagen ein ganz anderes Gewicht.
Die Entscheidung zur Holzhütte
Ende 2018 ändert sich dann nach und nach alles. Wenn Kalle davon erzählt, schaut er nachdenklich und glücklich zugleich. Erst kommt die Trennung von seiner damaligen Partnerin, dann findet er eine Holzhütte in Nordschweden. Ein paarmal fährt er dorthin und entscheidet sich dann, sie zu kaufen. Durch das viele Arbeiten die Jahre zuvor hat er Rücklagen vorhanden und zu dem Zeitpunkt auch noch seinen Job in Stockholm.
Anfangs fährt er nur an den Wochenenden in seine Hütte. Freitag nach der Arbeit hin – sechs Stunden durch die Dunkelheit, verbringt den ganzen Samstag dort und fährt am Sonntagnachmittag zurück. Einige Monate geht das so, seinen Jahresurlaub verbringt er ebenfalls dort. Als er dann zurückkommt, wird ihm klar: „Das geht so nicht mehr“, erinnert Kalle sich. Es ist eine Mischung aus Resignation und Verzweiflung in seiner Stimme, gleichzeitig entspannen sich seine Gesichtszüge wieder, als er weiterspricht.
„Ich habe mich dann entschieden zu kündigen, und in die Hütte zu ziehen. Mir ging es viel besser, als ich begonnen habe zu akzeptieren, dass ich dort bleiben werde.“ Jetzt lächelt er in Erinnerung daran.

Nicht alles läuft glatt am Anfang
Dennoch, es ist nicht alles so romantisch, wie es klingt. Die ersten Monate in der Holzhütte in Nordschweden sind hart. Beim Umzug bekommt er Hilfe von seinem Vater und einem Freund, alles andere macht Kalle selbst. Im ersten Winter schafft er es kaum, sich warm zu halten. Das ist der Zeitpunkt, zu dem sein Husky Tuss einzieht. „Wir haben dann stundenlange Spaziergänge gemacht, sind einfach gelaufen, den ganzen Tag“, erzählt Kalle lachend.
Den Rest des Tages verbringt er mit Schneeschippen, Holzhacken, Renovieren. Irgendwann wird endlich Frühling und die Arbeit wird nicht weniger, sondern mehr. Doch Kalle macht das nichts aus. Im Gegenteil, es erfüllt ihn sogar. „Es ist aber ein Unterschied, ob man ein leichtes oder ein einfaches Leben lebt“, versucht er zu erklären. Für ihn sei das kein „easy life“, das er hat, sondern ein „simple life“, in dem er die ganze Zeit zu tun hat.
„Es ist alles unglaublich viel Arbeit“, sagt er und lacht. Und doch ist es offensichtlich das, was ihn glücklich macht.
Auf YouTube und Instagram teilt er sein Leben
Genau das, was Kalle Flodin glücklich macht, zeigt er auf Social Media. Schon immer liebte er es, zu filmen. Momente festzuhalten, Videos zu schneiden und sein Leben zu teilen. Anfangs sind die Videos nur für ihn, nur zum Spaß, dann wendet sich plötzlich alles. Über die schwedische Influencerin Jonna Jinton wird er auf einen Schlag bekannt.
Seine Videos dreht er ab sofort auf Englisch und versucht nun gezielt, seinen Kanal zum Wachsen zu bringen. „Ich habe sehr hart gearbeitet“, erzählt er und nickt in Erinnerung daran. Mit der Zeit merkt er, dass seine Videos gut ankommen, obwohl sie anders sind als viele andere. „Viele Videos sind sehr künstlerisch, aber das mache ich nicht. Ich fluche auch mal und mache blöde Witze, bei mir gibt es keine Fassade“, erklärt Kalle und sein Blick ist ernst und aufrichtig.
Es ist ihm wichtig, zu zeigen, wie es wirklich ist, mitten im Wald in einer Holzhütte zu leben, die nicht einmal ein Badezimmer geschweige denn WLAN hat. Viele würden eine falsche Vorstellung davon haben, wie das Leben, das Kalle führt, ist. Er weiß, dass ihn viele für unglaublich mutig halten und davon träumen, dasselbe zu tun wie er. „Ich hatte aber immer wieder Hilfe von Freunden und Familie und ich bin hier immer am Arbeiten“, versucht er zu erklären.
Immer wieder spielt er darauf auch in seinen Videos an und sagt deutlich: Ich zeige euch nur einen Teil, hier steckt viel mehr und vor allem viel mehr Arbeit dahinter. Natürlich liebt er es auch, die schönen Seiten zu zeigen, aber vor allem ist es ihm wichtig, die richtige Mischung zu zeigen.
Ein Leben wie im Bilderbuch – fast immer
Und obwohl er darauf bedacht ist, auch die schwierigen Situationen in seinem Leben zu zeigen, läuft bei Kalle Flodin seit er in den Norden Schwedens gezogen ist, alles besser als zuvor. „Es ist einfach schön hier. Ich habe die Möglichkeit, niemanden zu sehen und zu hören und kann aber auch Kontakt zu den anderen Menschen im Dorf haben“, erzählt er. Er sei eine soziale Person, beteuert er, und gleichzeitig braucht er seinen Raum.
Den Raum, den er ursprünglich für sich alleine aufgebaut hat, die Hütte, die er für sich als Neuanfang renoviert und hergerichtet hat – das teilt er nun seit eineinhalb Jahren mit seiner Freundin Christine. Die beiden haben sich über Instagram kennengelernt, nach nur kurzer Zeit zog die Dänin bei ihm ein. Wenn Kalle von Christine erzählt, beginnen seine Augen zu leuchten und ein breites Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. „Es ist einfach wunderbar so“, fasst Kalle zusammen.
Die Zeit, das erste Jahr, das er alleine in seiner Hütte verbracht hat, sei zwar auch schön gewesen. „Aber es hat mir immer jemand gefehlt, mit dem ich das teilen könnte“, erzählt er. Natürlich hat er Kontakt mit Freunden und Familie und teilt auch in den sozialen Medien seine Geschichten, Erlebnisse, Erfahrungen. Und doch ist es nicht dasselbe wie jetzt, wo er mit Christine zusammenlebt.
Die beiden verbringen nahezu jede Minute miteinander, sie mögen es so, sagt Kalle. „Natürlich streiten wir auch mal und zeigen das nicht auf YouTube“, gibt er zu. Aber wenn man auf so engem Raum und so abgeschieden von Freunden und Familie wohnen will, muss man sich schon mögen. Und das ist bei Kalle und Christine offensichtlich der Fall.

Ein anderes Leben kann er sich nicht mehr vorstellen
Wenn Kalle Flodin an die Zukunft denkt, dann schaut er nachdenklich und gleichzeitig lächelnd. „Die Projekte werden mir nie ausgehen“, sagt er und zählt dann nur einen Teil dessen auf, was noch ansteht. Die Dachsanierung, das Internetkabel, das Bad, die Sauna, das Gästehaus, das Büro… „Das Wetter bestimmt, was wir noch machen können“, erklärt Kalle. In den letzten Tagen ist schon Schnee gefallen, noch bleibt er nicht liegen, aber lange wird es nicht mehr dauern, bis seine Schwedenhütte eingeschneit wird.
Wenn dann im Frühjahr alles wieder abtaut und es warm genug ist, geht es mit den Renovierungsarbeiten weiter. Bis dahin wird er weiter Videos und Podcasts aufnehmen und Christine unterstützen, die ebenfalls als Influencerin aktiv ist. In diesem Moment kommt sie von einem Spaziergang mit den Hunden zurück. Inzwischen sind es zwei Huskys. Nala zog kurz nach Christine ein. „Wir wollten etwas Gemeinsames haben – Nala ist wie Christines Baby“, erzählt Kalle lachend.
Die Kerzen auf dem Esstisch flackern, als Christine die Tür öffnet und die Hunde hineinlaufen. Kalle begrüßt sie kurz und spricht dann weiter. „Wir haben viele Pläne gemeinsam“, sagt er und grinst. Was genau, wird er noch genauer bekannt geben, verspricht er. Sein Ziel für die Zukunft? So fortsetzen wie jetzt, sagt er, aber mit ein paar Veränderungen. Neben YouTube will er weitere Standbeine aufbauen und seine Reichweite vergrößern, mehr Menschen inspirieren und zeigen, wie schön und befreiend sein Leben jetzt ist.
Denn das ist es, das sieht man ihm an und das sagt er auch aus ganzem Herzen: „Ich bin unglaublich zufrieden mit meinem Leben, wie es jetzt ist.“
Schade …kein link zu ihm
Doch liebe Susann, im Text sind sogar zwei Links zu ihm. 🙂