„Einfach machen! Wenn man Bock hat auf diesen Lifestyle, dann muss man das machen!“
Im September 2019 haben wir Benni und Lisa das erste mal getroffen. Damals war ihr Sohn Bodhi gerade einmal 7 Monate alt und sie lebten gemeinsam in ihrem ausgebauten Van „Manni“. Im Juni 2020 haben wir erneut bei ihnen vorbeigeschaut und ihr neues Wohnmobil, die „Morla“, bewundert.
Bodhi war mittlerweile 1,5 Jahre alt und die kleine Familie hatte sich als Ziel gesetzt, den kommenden Winter nicht in Deutschland zu verbringen.
Doch was ist eigentlich aus ihnen geworden? Wohin hat ihre Reise sie geführt? Wir haben nachgefragt und wollten wissen, wie es ihnen gerade geht.
Schön, euch wiederzusehen! Wir haben jetzt eine ganze Weile nichts von euch gehört und sind ganz neugierig: Wo habt ihr den Winter verbracht?
Benni: In Südspanien. Ursprünglich wollten wir nach Griechenland fahren und dort überwintern. Das ließen die derzeitigen Grenzsituationen aber leider nicht zu. Dann haben wir uns für Portugal entschieden und wollten dort zu einer Gemeinschaft fahren.
Auf dem Weg dorthin sind wir allerdings an diesem wunderschönen Fleckchen hier in Andalusien vorbeigekommen und sind tatsächlich hier stecken geblieben.
Und wie lange steht ihr nun schon hier mit eurem Wohnmobil?
Lisa: Seit November. Im November sind wir hier angekommen, also nun schon fast 5 Monate.
Was war euer schönstes Erlebnis bisher auf der Reise?
Lisa: Ich würde sagen, das war tatsächlich der Moment, als wir in dieser Bucht angekommen sind. Wir waren vorher so viel unterwegs und haben zwischendurch schon ein bisschen daran gezweifelt, ob das jetzt wirklich das ist, was uns zufrieden und glücklich macht.
Wir hatten ganz lange das Gefühl, auf der Flucht zu sein, weil wir keine schönen Plätze gefunden haben und immer wieder weiter sind und das Gefühl hatten, rastlos zu sein. Und als wir dann an diesem Platz hier angekommen sind und die Menschen hier gesehen haben, da hatten wir endlich das Gefühl „Es gibt diese Plätze noch.“
Benni: Es gibt ja solche Orte, die haben gleich so eine spezielle Energie, da kommt man an und hat das Gefühl, man kann sich fallen lassen. Man hat so das Gefühl von…
Lisa: …hier passt alles!
Benni: Genau.
Lisa: Und für mich waren die ersten Wochen hier am Platz übelst krass, weil ich mich gefühlt habe, als würde ich schweben. Ich habe wochenlang in meiner Hängematte zwischen den Palmen gehangen und mir gedacht: „How geil is it?!“ Ich hänge hier im November bei 25 Grad in der Hängematte und guck aufs Meer. Das war für mich das Schönste.
Auf welche Erfahrung hättet ihr verzichten können?
Lisa: (lacht) Vielleicht, als unsere Dachluke während der Fahrt weggeflogen ist und für die nächsten drei Tage Regenwetter angesagt war? Wir waren in Schweden unterwegs und auf einmal gab es während der Fahrt ein komisches Geräusch. Ich hab mich im Wohnmobil umgeguckt, aber nichts gesehen.
Wir sind dann auf einen Parkplatz gekommen und ich gehe immer, wenn wir irgendwo ankommen direkt aufs Klo und denke mir so, als ich ins Bad komme „Warum ist es denn so hell?“ Da war einfach die komplette Dachluke während der Fahrt weggeflogen. Benni ist sofort in den Baumarkt gefahren und hat eine blaue Plastikschüssel gekauft und sie mit speziellem Kleber über das Loch im Dach geklebt.
Und dann war es blau im Bad. Das war aber eher lustig.Die Erfahrung, auf die wir eher hätten verzichten können, das war in Kroatien. Da standen wir auf einem Parkplatz, saßen abends im Auto und auf einmal wackelte das ganze Fahrzeug.
Benni: Und dann hab ich aus dem Fenster geguckt und da schlich jemand ums Auto herum. Der hat wahrscheinlich versucht, eine Klappe hinten am Auto aufzumachen. Ich konnte noch sehen, wie er weggerannt ist. Ich habe sofort unserer Reisebekanntschaft nebenan Bescheid gesagt, wir haben dann zusammen geschaut, aber niemanden mehr gesehen.
Da sind wir erst einmal alle wieder rein, aber die sind später tatsächlich nochmal wiedergekommen. Die kamen mit einem Auto, sind erst vorbeigefahren, dann ausgestiegen und um unsere Autos herumgeschlichen. Zum Glück sind sie wieder weggefahren. Wir sind am nächsten Morgen dann aber auch direkt weitergefahren.
Was vermisst ihr an Deutschland am meisten?
Lisa: Da kann ich ganz klar sagen: Nix. Natürlich vermissen wir unsere Familien und Freunde sehr. Und die Sauna bei meinen Eltern. Aber so speziell an Deutschland vermisse ich wirklich nichts.
Benni: Ich vermisse grüne, saftige Wälder. Eine Lichtung in einem grünen Wald mit raschelnden Bäumen.
Lisa: Ich nichts, ich finde Spanien so geil. Spanien ist glaube ich wirklich mein Land. Hier gibt es Wein mit Limonade in der Karte zu bestellen: „Tinto de Verano“. Wenn ich das in Deutschland mache, muss ich das heimlich unterm Tisch machen, dass ich mir Limo in meinen Wein kippe, weil ich das so gerne mag und hier kann man das einfach so bestellen. Ich liebe Spanien!

Womit verdient ihr euer Geld unterwegs? Arbeitet Lisa noch immer mit den ätherischen Ölen?
Lisa: YES! Ich habe jetzt schon einen Rang erreicht, der uns ein vollwertiges Einkommen ermöglicht und das gibt uns natürlich sehr viel Ruhe und Sicherheit gerade in den heutigen Zeiten. Als wir losgefahren sind, hatten wir kein Startkapital. Wir sind einfach los. Wir wollten das und sind einfach losgefahren. Und das war in den ersten Monaten schon etwas schwierig und wir mussten ein bisschen gucken.
Unser Vorteil ist natürlich, dass wir Tätowierer sind und unser Tattoozeug mit haben und wenn sich da die Möglichkeit ergibt, kann man das ja auch immer mal machen, um die Geldbörse ein bisschen aufzufüllen. Aber durch die Arbeit mit den Ölen haben wir jetzt ein sicheres Einkommen, was uns Ruhe und Frieden beschert.
Benni: Und es ist absolut krisensicher. Je mehr Leute gerade zu Hause sind, desto mehr Leute beschäftigen sich damit.
Lisa: Es gibt halt Freiheit auf ganz vielen Ebenen. Es ist ortsunabhängig, krisensicher und ich brauche zum Glück keine Angst vor Kurzarbeit oder so zu haben, wenn man das jetzt mal so sagen darf.
Wer sich dafür interessiert, kann gerne mal auf meinem Instagram Profil „vierauge.oilytribe“ vorbeischauen und mich gerne auch anschreiben.
Wisst ihr schon, wo euch eure Reise als Nächstes hin verschlägt?
Benni: Nein.
Lisa: Ziemlich planlos geht unser Plan los. Dazu kann ich nur sagen, dass wir jetzt überlegt hatten, demnächst nach Deutschland zu fahren zu unseren Familien. Aufgrund der derzeitigen Situation wägen wir das aber jetzt noch ab und wissen nicht, ob wir es machen.
Wir haben weder einen Plan, noch ein Ziel und hören auch da auf unser Bauchgefühl.
In welchem Land fühlt ihr euch am wohlsten?
Lisa: Spanien!
Benni: Ich auch.
Lisa: Nicht mehr Portugal?
Benni: Na Portugal ist ja nicht mehr das, was es mal war. Ich hab mich früher wirklich sehr, sehr wohlgefühlt in Portugal. Ich hab mich aber auch in Schweden sehr wohlgefühlt.
Lisa: Zu kalt!
Benni: An der Ostküste von Schweden war es wirklich sehr schön, auch von den Leuten her. Aber hier unten in Spanien hat es tatsächlich diesen speziellen Vibe. Und das witzige ist, dass man hier auch so Leute anzieht, die zu uns passen.
Die tauchen auf und passen genauso wenig in das gesellschaftliche Raster wie wir. Die kommen hier an und jeder lässt dich sein, wie du bist. Dieser Ort zieht einfach auch coole Leute an.
Kommt für euch eine Wohnung in Zukunft in Frage?
Lisa: Ich würde sagen „Sag niemals nie“. Aber nicht mehr in der Form, wie es mal war. Manchmal habe ich schon das Gefühl, dass ein bisschen mehr Raum schon geil wäre, aber ich würde nicht mehr in einem Wohnblock leben wollen. Vielleicht in einer anderen Form.
Ein Community-Space, wo jeder seinen Platz hat und es gleichzeitig Plätze gibt, wo man zusammenkommen kann. Nennen wir es eine Base. Und vielleicht ist die Idee, mehrere Bases hier und da zu haben.
Und dort wollt ihr dann im Wohnmobil leben?
Benni: Ja oder in einem Container, einem Tiny Haus, einer Jurte, was es halt da so gibt. Es wäre ja auch mal nett, in etwas zu wohnen, das nicht wackelt und nicht schief steht. Das hat schon Vorteile.
Was ist die unnötigste Sache, die ihr dabei habt?
Benni: Was wir bisher gar nicht verwendet haben, ist die Angel. Also nur einmal kurz. Die habe ich nur gekauft, aber nie benutzt.
Lisa: Ich habe letztens einen USB-Mixer gekauft, weil ich Smoothies machen wollte. Den habe ich auch so zwei mal benutzt und seitdem steht er da. Vielleicht ist das eine unnötige Investition gewesen…
Aber ansonsten haben wir im Großen und Ganzen Sachen mit, die wir auch benutzen.
Benni: Sachen, die wir gar nicht genutzt haben, wurden aber auch ziemlich schnell aussortiert oder weitergegeben. Und das ist ja auch nicht unsere erste Tour, wir haben auf den letzten Reisen ja schon festgestellt, was wir brauchen und was nicht.
Lisa: Mir fallen eher noch Sachen ein, die mir fehlen. Ich würde beim nächsten Mal zum Beispiel total gerne meine Nähmaschine mitnehmen, weil ich halt gerne nähe. Also wenn wir mal wieder in Deutschland sind, würde ich die mit einpacken.
Welche Ecken der Welt wollt ihr noch sehen?
Benni: Nordafrika auf jeden Fall, Marokko.
Lisa: Ich könnte mir auch vorstellen, mal Richtung Indien zu fahren. Das schafft aber unser Wohnmobil wahrscheinlich nicht.
Benni: Japan, China.
Lisa: Das reizt mich gaaar nicht. Da kannst du dann ja nochmal mit deinem Kumpel hinfahren. Ich könnte mir auch tatsächlich vorstellen, das Wohnmobil mal nach Amerika schippern zu lassen und dort mal eine Tour zu machen. Das ist ja aber auch eine finanzielle Sache und eine langfristigere Entscheidung.
Solange man in Europa ist, hat man ja immer noch die Möglichkeit, schnell zu seiner Familie zu kommen. Amerika ist dann nochmal eine andere Hausnummer, aber Interesse ist auf jeden Fall da. Und wir haben ja gerade erst angefangen.
Wollt ihr irgendwann in Zukunft sesshaft werden? Wenn ja, wo?
Lisa: Bis jetzt gibt es noch nicht den perfekten Ort, an dem ich mir vorstellen könnte, sesshaft zu werden und ich weiß auch nicht ob der existiert. Ich war immer in der Nähe meiner Heimat, da ist es jetzt schon krass, Monate weg zu sein von der Heimat. Aber dieser Drang, diese Rastlosigkeit war schon immer irgendwie in mir. Hier jetzt so in Spanien kann ich mir schon vorstellen, eine Base zu haben. Ich weiß nicht, ob vielleicht irgendwann der Ort kommt, wo man denkt „Ja hier will ich sesshaft werden“ oder ob das eben Typsache ist.
Benni: Ich kann mir vorstellen sesshaft werden aber es kommt auf die Rahmenbedingungen an. Wie und mit wem.
Lisa: Es schwankt auch immer so. Ich kann es mir auch vorstellen. Manchmal stelle ich mir auch vor, wie es wäre, wieder bei meiner Familie zu leben. Dann überlege ich, wie es wäre, da ein Haus zu haben und nicht mehr jeden Tag darüber nachzudenken, wo man jetzt als nächstes Wasser herbekommt aber dann denke ich wieder, es ist schön, so frei zu sein. Und wenn es mir an einem Ort nicht gefällt, einfach weiterfahren zu können. Mit dem Haus, da bleibst du ja erst mal da.
Ihr hattet damals vor, Vans auszubauen und zu verkaufen oder zu vermieten. Was ist daraus geworden?
Lisa: Ja, wir hatten den Plan tatsächlich, aber dann kam Corona. Wir haben uns noch einen T4 gekauft, den wir ausbauen wollten, parallel zu unserem Wohnmobil. Aber Corona hat alles über den Haufen geschmissen, weil wir kein Budget mehr für den Ausbau hatten. Wir wollten über den Sommer eigentlich noch ein bisschen im Studio tätowieren und mit dem Geld den T4 ausbauen, um ihn danach zu vermieten oder zu verkaufen. Und dadurch, dass alles dicht gemacht hat, hatten wir das Geld dann nicht. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit mit der Zeit noch einmal.
Benni: Zum Glück brauchen wir gerade nicht überlegen, wie wir als nächstes Geld verdienen.
Lisa: Ja, mit dem Network Marketing habe ich zum Glück die Möglichkeit, mir richtig was aufzubauen, deswegen lege ich meinen Fokus momentan eher darauf.

Erst der Van und jetzt das Wohnmobil. Seid ihr nun mit der Größe zufrieden ?
Lisa: Ja der Benni würde gerne noch den LKW Führerschein machen und dann dürfte es schon noch etwas Größeres sein. Ich könnte mir einen amerikanischen Schulbus vorstellen, mit einem richtigen Badezimmer drin. So ein bisschen mehr Luxus. Aber wir überlegen da noch ein bisschen wegen der Wendigkeit. Mit so einem großen Fahrzeug ist man ja nicht gerade geländegängig und kommt nicht an alle schönen Orte.
Benni: Wir könnten schon ein bisschen mehr Stauraum haben und etwas, das mehr Gewicht zuladen kann. Und da ist man dann schon direkt beim nächsten Führerschein. Geländegängig kann so ein Schulbus dann auch sein. Aber ein Reisebus wäre auf jeden Fall nichts. Mit dem fährst du dann halt nirgendwo hin. Ich hätte aber schon gerne einen Truck.
Lisa: Ich bin aber vom jetzigen Standpunkt aus ganz zufrieden mit unserem Wohnmobil.
Wie gut klappt das Leben im Wohnmobil mit Kleinkind? Was sind die Vor- und Nachteile?
Lisa: Da hat sich zu unserem vorigen Leben nicht viel verändert. Wir hatten eine kleine Wohnung und waren auch sonst viel zusammen. Es klappt gut, der Vorteil ist, dass Bodhi viel draußen sein kann.
Was habt ihr an euerem Wohnmobil noch verändert seit dem letzten YouTube-Video?
Lisa: Die Morla wird immer mehr zu unserem Zuhause. Wir sind immer mal wieder am Verändern, ich habe zuletzt das Schlafzimmer renoviert. Es ist überall noch ganz viel Farbe dazugekommen, ich habe einiges angemalt, viele Dinge gehäkelt und gebastelt.
Es hängt immer mehr rum. Und halt noch so ein paar praktische Dinge, die wir verbessert haben, wie Regale und so.
Was würdet ihr Menschen mit auf den Weg geben, die auch planen, auf Reisen zu gehen?
Lisa: Habt keine Angst! Einfach machen und auf sein eigenes Bauchgefühl hören. Und keine Pläne machen, außer vielleicht eine grobe Richtung.
Benni: Ja, einfach machen. Wenn man Bock hat auf diesen Lifestyle, dann muss man das machen.
Lisa: Vor allem sich nicht von Außen verrückt machen lassen und sich generell nicht so viele Gedanken machen, weil es kommt eh alles so wie es soll. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Danke für dieses schöne Interview am Palmenstrand in eurem Wohnmobil! Wir wünschen euch weiterhin eine tolle Zeit!
Wer Benni, Lisa und Bodhi auf ihrer Reise begleiten will, schaut auf ihrem Instagram Profil vorbei: @vierauge.liebe
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