Junge Frau baut sich ein Tiny House für 5.000 €

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„Die meisten hielten mich für ziemlich verrückt und dachten, ich könne das nicht schaffen. Aber ich habe es trotzdem gemacht!“

Lange, braune Haare, ein buntes Sommerkleid und die Gitarre in der Hand, so treffen wir Elizabeth vor ihrem Tiny House. Sie sitzt auf ihrer Holzterrasse zwischen Olivenbäumen und Palmen im Süden Spaniens und singt einen ihrer gefühlvollen Songs.

Als junge Frau kam Elizabeth Wynn an einen Punkt, an dem sie sich nach einem einfacheren und nachhaltigeren Leben sehnte. Sie sah keinen Sinn mehr darin, in einem Job zu arbeiten, der sie nicht glücklich machte, nur um am Ende des Monats eine hohe Miete zu zahlen. Also beschloss sie, sich ihren Kindheitstraum zu erfüllen: Ein eigenes kleines Holzhaus. Wie sie es geschafft hat, sich für nur 5.000 € ein gemütliches Tiny House in der Sonne Spaniens zu bauen, hat sie uns erzählt.

Wie alles begann

Elisabeth baute sie selbst einen Tiny House für 5.000€

Als Elizabeth sich entschied, selbst ein Tiny House zu bauen, hatte sie noch keinen genauen Plan, wie sie vorgehen wollte. Also stöberte sie online nach Videos. „Ich habe einfach nur geschaut, wie die anderen es gemacht haben“, berichtet die 35-Jährige. Sie war davon überzeugt, dass sie es schaffen kann, auch wenn sie keinerlei Vorerfahrungen hatte. „Wir denken viel zu oft, dass wir etwas nicht können, nur weil wir es noch nie gemacht haben.“

Mit viel Vertrauen in sich selbst und einer klaren Vision ging Elizabeth an der Bau ihres Hauses und hatte dafür genau 5.000 € Budget zu Verfügung. Ein ganzes Jahr brauchte sie bis zur Fertigstellung, wobei sie nebenbei noch vier Tage pro Woche arbeiten ging.

Nur wenige ihr nahestehende Menschen wussten von ihrem Vorhaben, denn der Bau des Hauses war für sie etwas, das sie ganz alleine schaffen wollte. „Die meisten hielten mich für ziemlich verrückt und dachten, ich könne das nicht schaffen. Aber ich habe es trotzdem gemacht!“ erzählt sie mit einem stolzen Lächeln im Gesicht.

Ein Tiny House für 5.000 € – geht das?

5.000 € hatte Elizabeth angespart, das musste für den kompletten Bau ihres neuen Zuhauses reichen. Lediglich die Solaranlage war in diesem Budget nicht eingerechnet, doch diese bekam sie durch glückliche Umstände von einer amerikanischen Firma gesponsert.

Dadurch, dass sie viele Dinge upcycelte, reichte ihr Budget tatsächlich aus. Sie fand Möbel auf dem Müll, bekam manches geschenkt oder nutzte Naturmaterialien. „Es war ein harter und langer Prozess, alles aus recycelten Materialien zu bauen, aber auch umweltschonender. Ich würde es jedes Mal wieder genau so machen“, ist sich Elizabeth sicher.

Aufstellen durfte sie ihr Haus auf dem Land eines Freundes. Da es auf Rädern steht und somit beweglich ist, braucht es dafür keine Genehmigung. Nun wollen wir aber endlich rein ins Tiny House und sehen, wie es von Innen aussieht.

Das Tiny House

Wenige hölzerne Stufen führen uns zur Eingangstür und schon stehen wir im Küchenbereich. „Ich liebe den Ausblick, weil man von hier aus die Berge sieht“, erzählt sie uns, während sie aus ihrem kleinen Küchenfenster blickt.

Wie alles im Haus, sind auch die Küchenmöbel entweder recycelt, Secondhand oder von ihr auf dem Müll gefunden. Ihren Herd hat sie für 20 Euro auf dem Flohmarkt ergattert. Hier kann sie kochen und hat sogar einen kleinen Backofen. Aus einem gefundenen Tisch und alten Schubladen hat Elizabeth sich einen kleinen Schrank gebaut, in welchem sie ihre Teller und Töpfe unterbringen kann.

Auch einen Kühlschrank finden wir in der Küche der jungen Frau. „Ich habe mich für einen strombetriebenen Kühlschrank entschieden, da ich Solarpaneele auf dem Dach habe und die Sonne Spaniens so meinen Kühlschrank mit Energie versorgt“, berichtet sie stolz. In der Küche hat Elizabeth viele kleine Regale und Haken angebracht, um alles aufzubewahren und zu organisieren, was sie benötigt. Ihr weißes Keramik-Spülbecken bekam sie geschenkt.

Direkt an die Küche angrenzend befindet sich der Wohnbereich der 35-Jährigen. Auf ihrem kleinen Sofa mit bunten Kissen und Decken findet sie Ruhe, um zu lesen oder Gitarre zu spielen.

Hier verbringt sie die meiste Zeit. Unter dem Sofa hat sie Stauraum geschaffen. Zudem kann sie das Sofa ausklappen, um ein Gästebett daraus zu machen. „Im Sommer schlafe ich selbst manchmal hier unten, da es in meinem Bett oben zu heiß wird“.

Ihre Bücher bewahrt sie in einem Regal aus einem Holzbrett direkt über dem Sofa auf. Elizabeths künstlerische Ader spiegelt sich vor allem in der Dekoration wider. Selbstgemachte Traumfänger, Mobiles aus Muscheln und Makramees finden sich überall im Haus und sorgen für den individuellen Touch.

Auch ein kleines Badezimmer finden wir in dem selbstgebauten Tiny House. Eine Komposttoilette und eine Dusche hat Elizabeth eingebaut. Als sie vor der Frage stand, wie sie die Wände in der Dusche gestalten soll, kam ihr eine außergewöhnliche Idee. Sie verkleidete die Wände mit übrig gebliebenen Aluminiumplatten vom Dach und schafft so eine wasserabweisende und leichte Lösung. Insgesamt ist das Bad eher klein und funktional, doch ein paar bunte Fliesen am Rand der Dusche sorgen für einen Farbtupfer.

Eine kleine Treppe führt uns nun in die zweite Ebene, auf welcher sich der Schlafbereich befindet. Ein großes Doppelbett, ein Schallplattenspieler und viele Bücher machen den Bereich gemütlich. Auch hier finden wir wieder viele Naturmaterialien wie Holz und Bambus, was dem ganzen Haus eine natürliche und angenehme Atmosphäre verleiht.

Das Tiny House von Elisabeth

Besonders froh ist Elizabeth darüber, dass sie vom Bett aus durch das Fenster die Sterne sehen kann. „Ich kann dann einfach da liegen und die Sterne beobachten, was wirklich wunderschön ist“, erzählt sie lächelnd. Das Dach hat die Engländerin einem alten Eisenbahnwaggon nachempfunden. Es ist so konstruiert, dass die warme Luft nach oben durch die Fenster entweichen kann. Wenn die Hitze also im Sommer reinkommt, kann sie oben aus den Fenstern wieder raus, sodass das Tiny House sich trotz spanischen Temperaturen nicht zu sehr aufheizt.

An der Seite des Hauses finden wir einen kleinen Außenbereich. Diesen hat Elizabeth sich gebaut, da sie vor allem bei warmem Wetter einen Schattenplatz brauchte. Den Boden hat sie in Eigenarbeit gefliest und ein abnehmbares Metalldach darüber gebaut. Bambus von Fluss dient als Seitenwand. Die bequemen Stühle und der kleine Tisch stammen vom Müll. Pflanzen und bunte Kissen runden den Außenbereich ab, sodass eine gemütliche Oase entsteht. Hier kann die 35-Jährige lesen, oder mit Gästen einen Tee trinken.

Die Energieversorgung des Tiny Houses

Alle elektrischen Geräte im Haus werden von der Solaranlage mit Strom versorgt. Zwei Batterien und einen Wechselrichter hat Elizabeth verbaut. Da die Sonne im Süden Spaniens nur selten eine Pause macht, hat das Tiny House stets ausreichend Strom.

Für den Gasherd und das warme Wasser benötigt sie zudem jeweils eine Gasflasche. Diese hat sie außen am Haus in einem hölzernen Schrank untergebracht. Beide Flaschen reichen ihr für ca. 4 Monate, wie sie uns erzählt. Dadurch liegen ihre jährlichen Kosten für Gas nur bei ca. 100 €.

War es die richtige Entscheidung?

Für Elizabeth hat sich mit dem Einzug in ihr Tiny House vieles verändert. Sie besitzt nun ihre eigenen vier Wände und muss nicht jeden Monat genug Geld verdienen, um ihre Miete zu zahlen. „Ich kann endlich Dinge tun, die mir wirklich Spaß machen“, freut sie sich.

Ihren normalen Job hat sie dennoch behalten, um die Kosten für Lebensmittel und Gas zu decken. Doch ist sie dort jetzt flexibler und hat weniger Druck. Sie kann entscheiden, ob sie Projekte annimmt, oder die Zeit lieber dafür nutzt, ihre kreativen Workshops zu geben. Diese sind ihr besonders wichtig. „Ich habe das Gefühl, Menschen zu helfen, bewusster und freier zu werden. Das ist für mich so viel lohnender, als Geld für jemand anderen zu verdienen.“

Tiny House als dauerhafte Wohnform – Lebt Elizabeth auch heute noch darin?

Drei Jahre sind vergangen, seitdem wir Elizabeth in ihrem Zuhause besucht haben. Wir waren neugierig, wie sich ihr Leben im Tiny House entwickelt hat und haben sie erneut kontaktiert.

Gerne war sie bereit, uns ein paar Fragen zu beantworten und wir haben erfahren, ob sie auch heute noch in ihrem Tiny House lebt. Zunächst einmal wollten wir wissen, wie es ihrem 5.000 € – Zuhause geht.

Wie langlebig ist ein Tiny House? Ist es tatsächlich etwas, um langfristig darin zu leben?

„Ich habe das Tiny House gebaut, weil ich dachte, es würde mein Zuhause für immer sein, also habe ich es für die Ewigkeit gebaut! In fünf Jahren hat es aufgrund der sehr heißen spanischen Sommer ein wenig Schaden an der Außenseite erlitten. Aber hauptsächlich braucht es nur etwas Farbe und Holzschutz und etwas Pflege und Liebe. Es steht jetzt zwischen den Olivenbäumen auf der Farm, sodass sie ihm Schatten schenken und es schützen.“

Und nun die Frage, die uns am meisten interessiert: Lebst du noch immer in deinem Tiny House?

„Nachdem ich 2,5 Jahre in meinem Tiny House gelebt hatte, fand ich ein Stück Land in den Bergen, das so schön war, dass ich mich sofort verliebte und wusste, dass es mein Zuhause war. Ein Bio-Bauernhof mit einem Olivenhain und vielen Bäumen. Zu den Bäumen gehören unter anderem: Orange, Zitrone, Granatapfel, Passionsfrucht, Mandel, Walnuss, Avocado, Johannisbrot, Apfel, Pfirsich, Aprikose und Feige“.

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“Ich habe das Tiny House auf seinen Rädern von dem Ort, wo ich es gebaut habe, zu meinem neuen Land ziehen lassen. Dort stand ein kleines Bauernhaus aus Stein, das ich nach und nach renovierte und schließlich einzog. Das bedeutet, dass ich das Tiny House vermieten kann, damit Menschen kommen und das Leben auf minimalem Raum ausprobieren können. Sie können sich zu einem einfacheren Leben in der Natur inspirieren lassen und Zeit damit verbringen, sich wieder mit sich selbst zu verbinden.

“Es ist spannend, so viele verschiedene Menschen zu beherbergen. Menschen, die eine Pause vom Stress des modernen Lebens brauchen. Künstler, die kommen, um frische und neue Inspiration zu erhalten. Bis hin zu Paaren, die in der Natur sein möchten und einfach nur spazieren gehen und die Vögel beobachten und den Tieren lauschen.“

Was sind die Herausforderungen beim Leben in einem Tiny House?

„Ich fand es nicht wirklich herausfordernd – in vielerlei Hinsicht ist es sogar viel einfacher! Mein Bauernhaus ist größer als das Tiny House und ich vermisse manchmal die Einfachheit. Auf kleinem Raum ist man gezwungen, Ordnung zu halten, da es sonst schnell unordentlich aussieht. Ich habe es genossen, dass alles seinen Platz hatte.
Die einzige Schwierigkeit war, dass ich auf meinen Solarstrom angewiesen war. An wolkigen Tagen musste ich daher oft im Dunkeln meinen Benzingenerator starten, um Strom zu haben, das war nicht lustig! Aber meistens war das Leben im Tiny House einfach und schön.“

Was hast du vermisst, als du in dem Tiny House gelebt hast?

“Das einzige, was ich vermisst habe, war Platz zum Malen und Gestalten. Zum Glück ist das Wetter in Spanien sehr freundlich, so dass ich die meiste Zeit des Jahres den Platz draußen nutzen konnte. Ich denke aktuell darüber nach, in Zukunft ein kleines Kunststudio zu bauen, um wieder zu malen und zu zeichnen und irgendwo zu singen und Musik zu schreiben“.

Wir danken Elizabeth von Herzen, dass sie uns an ihrer Geschichte und ihren Erfahrungen teilhaben lässt. Falls du Lust bekommen hast, das Leben im Tiny House kennen zu lernen oder an einem von Elizabeths kreativen Workshops teilzunehmen, schau auf ihrer Homepage vorbei.

Mehr von Elizabeth und ihrem Leben findest du außerdem auf Instagram und Facebook.

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