Frei und selbstbestimmt leben – das gehört wohl zu den größten Wünschen der Menschheit. Doch wer kann wirklich von sich behaupten, dass er das kann? Von irgendjemanden ist man doch immer abhängig. Irgendeiner ist doch immer der Spielverderber. Der Chef, der Nachbar, der Staat. So wirklich frei und autonom leben die Allerwenigsten. Wir haben uns gefragt, wie frei die “Hippies und Anarchisten” in der berühmten Freistadt Christiania in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen leben. Wie empfindet Kirsten das, die seit 35 Jahren Christiania Einwohnerin ist?
Geschichte: Seit wann gibt es die Freistadt Christiania?
In der dänischen Hauptstadt Kopenhagen gibt es seit mehr als 40 Jahren ein Hippiedorf. Es ist die älteste Hippie-Kommune in Europa. Und sie ist komplett autonom – CHRISTIANIA. Von der dänischen Regierung wird der kleine eigene Staat eher geduldet als gemocht. Jährlich besuchen zahlreiche Touristen den Ort. denn Christiania ist etwas besonderes.
Vom Hippie-Traum zur alternativen Wohnsiedlung Christiania: Wie entstand die Freistadt?
Die Entstehung von Christiania, der alternativen Wohnsiedlung in Kopenhagen, ist eng mit der Hippie-Bewegung der 1970er Jahre verbunden. Im September 1971 besetzten eine Gruppe von Hippies und Aktivisten den verlassenen Militärstützpunkt von Bådmandsstræde im Kopenhagener Stadtteil Christianshavn. Sie nannten das besetzte Gebiet “Christiania” und begannen, dort ein alternatives Gemeinschaftsleben aufzubauen.
Die Bewohner von Christiania strebten nach einem alternativen Lebensstil, der von Gemeinschaft, Kreativität, Selbstverwaltung und Freiheit geprägt war. Sie lehnten das konventionelle kapitalistische Gesellschaftsmodell ab und praktizierten alternative Formen des Zusammenlebens und der Entscheidungsfindung.
Wie ging es weiter mit Christiania?
In den folgenden Jahren entwickelte sich Christiania zu einem Symbol für alternative Lebensweisen und wurde zu einem Anziehungspunkt für Künstler, Musiker, Aussteiger und Menschen, die nach einem alternativen Lebensstil suchten. Trotz wiederholter Auseinandersetzungen mit den dänischen Behörden und Versuchen, Christiania zu räumen oder zu regulieren, blieb die Gemeinschaft bestehen und wurde zu einem festen Bestandteil der Kopenhagener Kulturlandschaft. Heute ist Christiania nicht nur Hippie-Stadt, sondern auch ein beliebtes Touristenziel, das für viele bei einem Kopenhagen-Besuch nicht fehlen darf.
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Es ist nicht der Gedanke an “Friede, Liebe & Harmonie”
Kirstin (62) lebt seit 35 Jahren hier. Sie studierte damals Sozialanthropologie in Schottland und lebte auch da hin und wieder in Kommunen. Doch fragt man sie, warum sie unbedingt in solchen Gemeinschaften leben wollte, bekommt man nicht die Antwort, die man sich erhofft. Es ist nicht der Gedanke an “Friede, Liebe & Harmonie” sondern eigentlich wollte Kirstin nur nie alleine sein.
Sie lernte viel von diesen kreativen und sozialen Menschen mit denen sie zusammen lebte, sagt sie. Sie haben viel zu ihrer persönlichen Entwicklung beigetragen.
Als sie 1980 Christiania besuchte, lernte sie ihren ersten Mann kennen, er war Maler. Beide verliebten sich und Kirstin zog zu ihm. Sie bekam zwei Kinder mit ihm. Die Kommune hat einen eigenen Kindergarten, nur die Schule müssen die Kinder außerhalb besuchen.
Man müsste das ehemalige Militärgelände eigentlich nicht wirklich verlassen, wenn man das nicht möchte. Es gibt eine Galerie, Kneipen und Restaurants mit überwiegend biologischem Essen, einen Bäcker und kleinere Läden.

Nur eines unterscheidet das 34 Hektar große Dorf von anderen. Die Pusherstreet, dort werden, zwar nicht wirklich legal sondern eher durch die dänische Regierung geduldet, Drogen verkauft. Aber nur “weiche” Drogen, wie Cannabis. Harte Drogen sind auch hier verboten.
Fotografieren verboten – Kein Dealer will erkannt werden im Christiania
Aber wer sich hier als Tourist von den maskierten und ich muss ehrlich gestehen, mir angsteinflößenden Dealern, etwas kauft, darf sich außerhalb von Christiania nicht damit erwischen lassen. 3.000 Kronen, umgerechnet 400 € Bußgeld zahlt man, wenn man in Besitz von 10 Gramm Cannabis ist.
Das war das einzige Mal, dass ich mich etwas unwohl fühlte, als wir die Pusherstreet entlang liefen. Fotografieren ist dort verboten. Kein Dealer will erkannt werden. Auch wenn Kirstin mir danach die Angst nehmen will, indem sie sagt, die wären alle sehr nett, mein Bauchgefühl sagte mir etwas anderes.
Und auch die Vergangenheit hat bewiesen, dass sie so ungefährlich nicht sind. Eigentlich seit Beginn gab es immer mal wieder Probleme, wenn es um den Drogenhandel ging. 2005 wurde ein 26 Jähriger Einwohner von Christiania erschossen auf Grund von Bandenrivalität auf dem Cannabismarkt.
Und auch die Vergangenheit hat bewiesen, dass sie so ungefährlich nicht sind. Eigentlich seit Beginn gab es immer mal wieder Probleme, wenn es um den Drogenhandel ging. 2005 wurde ein 26 Jähriger Einwohner von Christiania erschossen auf Grund von Bandenrivalität auf dem Cannabismarkt.
Und so floh sie mit ihrem Mann und ihrem 3 jährigen Kind nach Marokko. Als sie wieder kamen, war der Bandenchef im Gefängnis und es kehrte wieder Ruhe ein.

Reggae, Haschisch und Kultur
Aber es gibt auch viele schöne Seiten an Christiania. Kirstin liebt die Vielfältigkeit, die es gibt. Verschiedene Kulturen und Menschen. Es ist eine leichte Reggae Kultur, vielleicht auch weil alle hier selbstverständlich Haschisch rauchen. Sie sieht die Kommune als eine Zusammenkunft von vielen Künstlern.
Das macht es hier so einzigartig, sagt sie. Hier leben Menschen, die gerne malen, singen und tanzen. In letzter Zeit setzt sich immer mehr die afrikanische Kultur durch. Es gibt viele Tanzkurse hier, die von Afrikanern unterrichtet werden. Kirstins zweiter Mann ist ebenfalls ein afrikanischer Tanzlehrer.
Sie heiratete 2004 erneut, nachdem ihr erster Mann drei Jahre zuvor an Krebs gestorben war.

Eine der bekanntesten Sachen, die aus Christiania kommen, sind zweifelsohne die “Christiania Bikes”, Fahrräder mit Kisten vorne dran. Bei uns in Deutschland, besonders in den Großstädten, sieht man sie auch immer mehr. Ein weiterer Beweis dafür, dass diese Kommune ein äußerst kreativer Ort ist.
Hier ist ein kleines Video zur Entstehung der Fahrräder.
Christiania zieht nicht nur viele Touristen an, auch Einwohner aus Kopenhagen besuchen den Ort immer wieder gern. Denn kulturell wird hier einiges geboten. Es gibt regelmäßig Ausstellungen, Konzerte und Tanzabende. Aber auch einfach nur um einen Bio-Tee oder Kaffee zu trinken und einen veganen Kuchen zu essen, lohnt sich ein Ausflug in den unabhängigen Freistaat Kopenhagens, in dem es keine Polizei gibt.
Wenn jemand Mist baut, kann das höchstens zum Ausschluss der Gemeinschaft führen. Und das will eigentlich keiner dort. Denn Wohnraum ist sehr gefragt in Christiania und mit rund 900 Menschen zur Zeit, ist es auch derzeit voll besetzt.
Hey, ich fand die Beiträge hier alle sehr interessant und informativ, deshalb freue ich mich auf neue!
Bin selber eine “Spätberufene”! Habe früher nie gecampt, erst als meine Kinder erwachsen waren. Seid 2016 fahren mein Partner und ich mit meinem Hund Piet mit unserer Lilo, einem Tabbert FFB 570 Wohnmobil von 1994 . Erst nur Urlaubsfahrten, doch seid zwei Jahren arbeiten wir nicht mehr und so werden unsere Fahrten länger und umfangreicher. Auf diesen Reisen funktioniert unsere Partnerschaft hervorragend, da gibt es kaum Reibungspunkte und jeder hat seine Aufgaben. Wir hoffen sehr, bald wieder in Richtung Griechenland losfahren zu können, diesmal mit noch einem Mitglied mehr, unserem kleinen Kater Ninja, den wir im November aus Griechenland mitgebracht haben!
Hallo Birgit, danke für dein Feedback. Ich drücke euch ganz fest die Daumen, dass ihr bald nach Griechenland aufbrechen könnt. Alles Liebe Katja