„Ich hab alles gehabt, ich habe unglaublich viel Geld gehabt, viele Freunde gehabt und habe darüber festgestellt – es macht nicht glücklich.“
Andy arbeitete als gelernter Erzieher in der Heimbranche in Berlin, hatte einen geregelten Alltag. Doch von einem Tag auf den anderen, wusste er, dass sich sein Leben radikal ändern würde. Der Aussteiger war 28 Jahre alt, als er eines Nachts einen Traum hatte, der die Weichen für sein weiteres Leben stellen sollte. Wie ihn sein Weg erst in den Wald, dann in ein Zelt am Strand und schließlich in sein Poolhaus führte, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Der Traum, der alles veränderte
Andy sitzt auf dem aus Paletten gebauten Sofa in seinem Poolhaus. Die langen, braunen Dreadlocks fallen ihm über Schulter. Er trägt ein lässiges schwarzes Tanktop, eine weite Hose und zupft gedankenverloren auf seiner Gitarre. An seinen schlanken und doch muskulösen Armen fallen direkt die vielen verschiedenen Tattoos auf, die er als Tätowierer zum Teil sich auch selbst gestochen hat. Mit einem freundlichen, fast ein wenig schüchternem Lächeln empfängt er uns in seinem Poolhaus und erzählt uns, wie er dort hingekommen ist.
„Ich hatte einen Traum von einem Boot, das zu einer Insel gefahren ist“, beginnt der Aussteiger seine Geschichte. „Das Erste, das mir dort auffiel, war der komplett schwarze Sand. Ich bin über diese Insel gelaufen, mit mehreren Menschen und wusste noch während ich träumte, dass mir dieser Traum etwas sagen will.“
Wenige Monate später lernte er durch Zufall ein Pärchen kennen, das eine Farm auf Teneriffa aufgebaut hat und ihn dorthin einlud. Er brauchte nicht lange zu überlegen. Eine Vulkaninsel mit schwarzem Sand, das hörte sich genau nach dem Ort an, der ihn zu rufen schien.
Aussteiger Andy kommt nach Teneriffa
Bei seinem nun folgenden ersten Besuch auf Teneriffa spürte Andy sofort, dass die Insel ihn energetisch anzog. Bereits nach fünf Tagen stand für ihn fest, dass er nach Deutschland nur noch zurückkehren wird, um alles zu kündigen und hinter sich zu lassen. Er begann, sich eine Hütte im Wald aufzubauen, aus welcher er jedoch nach wenigen Wochen von der Polizei vertrieben wurde. Doch zurück nach Deutschland zu fliegen, kam für ihn überhaupt nicht in Frage. Also zog er zunächst einmal an den Strand.
„Das war dann wirklich nochmal `back to nothing“, beschreibt Andy seine Zeit am Strand. Er hatte ein Zelt und seine beiden Hunde dabei und lebte von dem, was er im Müll fand. Dennoch möchte er diese Erfahrung nicht missen, denn vor allem das Meer hat ihn in dieser Zeit zu einer tiefen Erkenntnis gebracht. „Ich habe angefangen, dem Meer zuzuhören“, vertraut uns Andy an. „Und ich habe gesehen und verstanden, dass das Meer atmet, die Gezeiten sind das Ein- und Ausatmen des Meeres. Für mich bedeutete das, alles, was ich tun musste, war atmen. Ich konnte vertrauen.“
Andy entscheidet sich also nicht dafür, seinen Vater zu kontaktieren, der ihm sofort Geld für einen Flieger nach Deutschland geschickt hätte, sondern im Vertrauen zu bleiben. Er spürte, dass er am richtigen Ort war. Und er sollte dafür belohnt werden.
Sein Weg zum Poolhaus
Schließlich lernte der Aussteiger eine Frau kennen, die auf der Suche nach einem Gärtner war. Sie brauchte dringend jemanden, der sich um ihre Pflanzen kümmerte und gab ihm im Gegenzug die Möglichkeit, die Terrasse und den Pool zu nutzen und sich ein Zuhause zu bauen.
Anfangs war der gesamte Pool voll mit Schrott und Müll. Überall lagen Schläuche, Holzstücke, alte Fliesen und sogar eine alte Badewanne. So brachte Andy zunächst zwei Tage damit zu, sein zukünftiges Zuhause leer zu räumen. Nun ging der Ausbau los.
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Er zog eine Wand in den Pool, um sich einen Schlafraum abzutrennen und begann, eine Dachkonstruktion zu bauen. Sein Vater war ihm als gelernter Dachdecker in dieser Zeit eine große Hilfe und beriet ihn, welches Holz er verwenden sollte und wie er das Dach am besten konstruierte. Es folgte der Einbau von Fenstern und Fliesensteinen für mehr Tageslicht. Nach mehreren Monaten Arbeit war der Ausbau des Poolhauses schließlich fertig und er konnte beginnen, sich sein Zuhause gemütlich zu machen.
Das Poolhaus
Zuerst zeigt Andy uns sein Wohnzimmer mit Küchenbereich. Wir betreten den Raum durch eine Pforte aus Paletten, eine richtige Tür gibt es nicht, sodass man stets den Blick nach Draußen hat. Das ebenfalls aus Paletten gebaute Sofa schafft Gemütlichkeit und auf dem kleinen Sofatisch verbreitet sein Räucherwerk einen angenehmen Duft.
Auf dem Steinboden liegen verschiedene Teppiche. Das Dach besteht aus einer Holzkonstruktion mit einem wasserdichten Welldach darüber, sodass sein Zuhause größtenteils vor den Wettereinflüssen geschützt ist. „Dennoch habe ich alles mit Paletten erhöht“, berichtet der Aussteiger. Denn wenn es viel regnet, fließt das Wasser auch gerne durch den Pool.
Die steinernen Wände hat er zum einen Teil bemalt und zum anderen in ihrer ursprünglichen Steinoptik belassen. Seine Küche besteht aus einem Spülenschrank mit Waschbecken und einem mobilen Gaskocher, auf welchem er sich seine Mahlzeiten zubereiten kann. „Ich habe die Möglichkeit, auch unten in der Finca mitzukochen, aber wenn es mir dort zu viel ist, bin ich meist hier oben und kann hier mein Essen unabhängig zubereiten“, erzählt uns Andy mit einem verschmitzten Grinsen.
Eine kleine Kommode aus Holz sorgt für zusätzlichen Stauraum. In einer Ecke zieht Andy kleine Pflanzen auf, denn das Gärtnern ist hier seine Aufgabe. Dass es ihm gut gelingt, beweist die grüne Oase rund um sein Poolhaus.
Durch eine selbst gebaute Wand mit einer Tür kommen wir in den Schlafbereich. Dies ist der wichtigste Rückzugsort für den Aussteiger, denn hier kann er wirklich einmal ganz für sich sein und die Tür hinter sich schließen. Besonders zum Meditieren ist ihm die Ruhe sehr wichtig, doch auch um Zeremonien zu geben oder zum Tätowieren.
Der Schlafraum ist ausgestattet mit einem kleinen Iglu-Zelt, in welchem Andy sich sein Schlaflager eingerichtet hat. Vor allem, um sich vor Mücken zu schützen, hat Andy sich für das Zelt entschieden. „Es schläft sich einfach angenehmer, man braucht nicht ständig um sich schlagen“, sagt er lachend.
Die Wände und die Decke hat der Aussteiger mit verschiedenen gemusterten Tüchern behangen, was dem Raum eine gemütlichere Atmosphäre gibt. Verschiedene bunte Teppiche auf dem Boden sorgen für warme Füße. In einer Ecke des Raumes entdecken wir eine größere Holzkommode. Auf ihr steht eine kleinere und ganz oben ein Spiegelschrank, vor dem Andy sich frisch machen kann. Da es auch auf Teneriffa im Winter manchmal kühler werden kann, hat Andy eine mobile Gasheizung im Schlafzimmer stehen. Mit dieser kann er sich den kleinen Raum wohlig warm heizen.
Andys Badezimmer finden wir draußen in der Nähe des Poolhauses. „Ich habe einen Outdoor-Badbereich, wo ich das Wasser aus den Bergen nutze“, berichtet er und führt uns zu seiner Badewanne. Diese steht mitten im Grünen unter einem Olivenbaum.
Hier kann er sich sowohl im Sommer abkühlen als auch bei kälteren Temperaturen ein warmes Bad nehmen. Dafür zündet er ein Feuer unter der Wanne an und wartet, bis das Wasser sich erwärmt. Sein gebrauchtes Wasser verwendet er danach weiter, um damit die Pflanzen im Garten zu gießen. „So ist nichts verschwendet“, berichtet er stolz.
Sogar eine Toilette hat der Aussteiger sich gebaut. Auch hier kamen wieder Paletten zum Einsatz, die er mit Palmenblättern verkleidet und damit einen Sichtschutz gebaut hat. Blau angemalt bilden sie einen kleinen abgetrennten Bereich für etwas Privatsphäre unter freiem Himmel. Einen Anschluss an die Kanalisation hat der Aussteiger hier natürlich nicht, doch er hat sich eine andere Möglichkeit überlegt. „Ich habe mich 80 cm tief durch die Erde und noch einen halben Meter durch das Lavagestein gegraben und dann einen Schlauch gelegt. Durch diesen verschwindet der Urin direkt im Erdreich.“ beschreibt Andy seine Toilette. Die Feststoffe werden durch Mikroorganismen kompostiert und später als Dünger für den Garten wiederverwendet.
Andys Message
In den letzten Jahren auf Teneriffa hat Andy viel über sich selbst und das Leben gelernt.
„Ich glaube, dass es möglich ist, alles zu erreichen, was wir uns bildlich vorstellen können.“ so der 32 – Jährige. „Das einzige, was uns einen Strich durch die Rechnung macht, ist die Angst.“
Der Aussteiger rät jedem, sich die Frage zu stellen, was einen glücklich macht und es einfach auszuprobieren. Und wenn man dabei feststellt, dass es der falsche Weg war, hat man zumindest die Erkenntnis darüber erlangen, was man nicht möchte. Es sei wichtig, die Verantwortung für sein Glück und seine Zufriedenheit zu übernehmen und diese nicht an jemandem oder etwas fest zu machen. „Besucht Orte, bleibt dort eine Zeit und schaut, wie es sich anfühlt. Das, was ihr habt, können alle anderen ebenfalls haben. Das, was ihr seid, seid nur ihr. Und das gilt es herauszufinden.“
Insgesamt hat Andy zwei Jahre auf dem Hof gelebt und davon ein Jahr in seinem ausgebauten Pool. Doch dann hat sein Leben erneut einen neuen Weg eingeschlagen. „Heute lebe ich in einer Höhle“, erzählt uns Andy am Telefon und macht uns neugierig, wie sein jetziges Zuhause aussieht. Schaut gerne auf dem YouTube Kanal vorbei, denn dort ist ein neues Video von Andy und seinem interessanten Lebensweg.
Für Fragen an Andy dürft ihr ihn über Instagram kontaktieren.
Hallo würdest du mir sagen wo du auf Teneriffa lebst,würde dich gerne mal besuchen. Über mich selbst ,bin 60 Jahre alt und sehr schwer krank.und wurde mich freuen wir Kontakt zu dir haben könnte.Liebe Grüsse centia
Kontakt kannst du mit Andy über Instagram aufnehmen. Link ist im Text.